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Vom Schreiben, Schwimmen und Lange Weilen

Maiga • 31. Oktober 2020

...  aus meiner Schreibklause in Spanien...

Die Tage in Spanien durchlaufen alle erdenklichen Stimmungen und jetzt, da es wieder wärmer geworden ist kann ich noch weniger schreiben als zuvor, war das doch einer der Gründe sich diese Klause ausgesucht zu haben. Der letzte Satz könnte einer Korrespondenz aus dem letzten, nein vorletzten Jahrhundert entstammen, so jedenfalls die Stimmung in der ich ihn verfasste. Ich erinnere mich an Schriftsteller die wochenlang irgendwo in Frankreich oder Italien unterwegs waren und sich gegenseitig echte Briefe schrieben. Ich sehne mich nach solch einer müßigen Briefeschreiberei, wie einst als ich in Amerika war und es kein Internet gab und ich doch täglich ellenlange Briefe schrieb. Ich würde gerne mit einem Literaten solch eine Korrespondenz pflegen. Momente dehnen, das ist es wonach ich mich gerade wirklich sehne. Einst pflegte ich das geradezu zu, war besessen davon Momente immer länger aus zu dehnen. Warum habe ich das verloren, wie konnte ich das vergessen und warum schmerzt das Wiederbeleben so? Ich war die Königin der LangeWeile und des Müßigganges. So sah ich mich und schwebte über allen Dingen. Freilich als Selbstschutz denke ich in der Erinnerung.
Heute schmerzte das Wiederbeleben allerdings nicht, denn heute fand ich einen Zauber. Ein Momentum, den Hauch einer Unio Mystica. Als Juan-Manuel stellte sich heute der „einsame Wolf“ vor, der schon in den letzten Wochen jeden Mittag seine „Runden“ am Strand zog, nur um jedes Mal mit meinem Hund Robbie für ein paar Minuten zu spielen. Hinter einer schwarzen Sonnenbrille verborgen wechselte er je albern, schüchtern, eingebildet oder ignorant ein paar Worte mit mir auf gebrochenem Englisch, ergänzt mit einigen meiner spanischen Brocken. Ich war mir nie sicher, ob ich ihn nun leiden könnte oder seinen schönen Körper irgendwie lieber nicht mögen wollen würde. Sein heller Teint und seine dunkelblonden langen Haare versetzten mich je in die Stimmung kalifornischen Surfersunnyboy Ambientes, zumal er immer in der selben langen Surferhose am Strand erschien. Heute aber, nach einer Woche Abstinenz, setzte er sich zu uns, freilich aus dem Spiel mit meinem Hund heraus und erzählte mir sprudelnd und unaufgefordert, dass er eine Woche lang in Murcia das Haus seiner Familie renovieren müsse und viel lieber wieder an seinem geliebten Strand seinem Schreiben nachginge. Ich horchte selbstverständlich auf als er mit seinen 10 Fingern bedeutete lustig über Notebooktasten zu wandern denn endlich wurde es auch für mich interessant, nicht nur für meinen Hund. Über das Universum, Gott und die Erde schriebe er und schaute verlegen um sich, konnte er doch nicht wissen, dass das in etwa auch meine Themen waren. Da wir immer schon eher mit unseren Händen, Armen und großzügigen Körperschwüngen redeten, schlug ich ihm einfach in amerikanischer Manier meine flache Hand auf seine. Allein dass er in sekundenschnelle auf mein „hey me too“ die Hand zum Abklatschen bereit gehoben hatte, verwundert mich im Nachhinein. Körper sind schneller als der Gedanke – oder vielleicht ist auch der Geist schneller als das Denken und hält den Körper jederzeit bereit in sekundenschnelle zu reagieren. Warum nur aber hetzten wir uns so ab in unserem gegenseitigen Verständlich machen wollen? Voller Enthusiasmus wollten wir beide nun dem anderen erzählen was ihn im Innersten so umtreibt! Dann aber fragte ich endlich danach seine Augen sehen zu wollen, die er nur deshalb immer hinter einer Brille verbirgt, weil die Welt sonst verstrahlt würde, na klar. Aber es erschlug mich doch! Klarste Augen in brillanter Bernsteinfarbe mit einem Hauch von Grün die mir plötzlich von Intelligenz und Bescheidenheit sprachen. Aufgehoben waren meine Bedenken es mit einem arroganten Ignoranten zu tun zu haben oder gar einem spanischen Macho. Auch mein Vorurteil der Albernheit war mit einem Male in Wohlwollen und Verstehen umgewandelt. Seine Körperhaltung hätte mich nicht täuschen können, nur mein Verstand hatte mich gründlich an der Nase herumgeführt. Die Augen aber, so heißt es ja, lügen nicht. Sie erzählen die ganze Geschichte des Menschen – irgendwie. Wenn ich mir unsere kleine Unterhaltung wieder und wieder ins Gedächtnis rufe müsste ich sie komplett um-schreiben damit das was eigentlich ausgetauscht werden wollte zu seinen Rechten käme. In Wirklichkeit aber begegneten sich ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge, die eigentlich nur ein bisschen miteinander im Sand und am Strand spielen wollten und sie wollten unbedingt ins Wasser springen. Ich fragte also ob er denn im Februar auch schon Schwimmen würde und er meinte, dass er normalerweise jeden Tag schwimme, ob Winter oder Sommer, doch heute nicht, verabschiedete sich mit einem Luftkuss auf jede meiner Wangen um kochen zu gehen, für sich allein, betonte er irgendwie melancholisch. Letzteres war ja fast schon ein runnig gag. Ich weiß, du bist allein am Strand, jahraus jahrein mein lieber Juan-Manuel, du einsamer Wolf, der nur deshalb Hunde versteht, ja ja. Ich setzte mich also wieder auf mein Handtuch und fröstelte ein wenig im spanischen Februar, denn die Sonne brannte nur mit 17 Grad und der Wind kam immer noch aus kalten Gefilden gefegt. Ich sah ihm nach, weil ich den Hund festhalten musste, der ihm am liebsten nachgerannt wäre und beobachtete wie der Mann mit den Bernsteinaugen zögerte, innehielt und Kehrt machte. An unserem Handtuch angekommen legte er wie in einer Zeremonie, seinen Schlüssel und seine Sonnenbrille ab, nahm mich sprichwörtlich an der Hand und forderte mich auf nit ihm ins Wasser zu gehen. Ich entledigte mich ebenfalls meines Oberteils und folgte ihm ins kalte Wasser das ich aber nicht mehr wirklich wahr nahm. Die Gemeinsamkeit übernahm die Führung und beherrschte den Moment. Es wurde still und langsam, ruhig und echt. Zwei authentische Wesen, keine Kinder mehr, stiegen zusammen ins Wasser, das uns mit seiner verlockenden blau-türkisen Farbe und seinen ruhigen sanften Wellen der Kälte trotzen machte und vergessen. Bevor Juan-Manuel sich endgültig in die Fluten stürzte schien er zu beten oder dem Wasser zu danken. Ich schaute und ging derweil langsam weiter ins Wasser, überwand die ersten kalten Schocks am Rücken und am Bauch. Nach einer kleinen Weile schwamm ich um warm zu werden und sah das klare Wasser, das klare Mittelmeer. So klar und schön, kalt und tragend. Nach ein paar Zügen hielt Juan-Manuel inne um mir zu sagen, dass ich schöne Augen hätte und dass mein Körper ebenfalls schön sei und ich mich nicht zu verstecken bräuchte, schließlich seien wir hier an der Manga, da sei einfach, dont worry be happy angesagt, was auch immer das hieße. Zugegeben, mit einem wildfremden Mann halbnackt zu schwimmen schien mir nicht vollends geheuer. Ich hatte vorher ohne Oberteil am Strand gelegen, es mir aber schnell übergestreift als er auftauchte um sich mit Robbie zu beschäftigen. Wie auch immer. Als wir uns schließlich fröstelnd verabschiedeten, nicht ohne unsere Luftküsse auszuteilen, saß ich da ergriffen von einem gemeinsamen Bad im Mittelmeer, das sich sofort wie ein kostbares Juwel in meine Seele brannte. Ich war nicht zum ersten mal hier oder überhaupt im Mittelmeer, allein, zu zweit, kalt oder warm. Was war das eigentlich Besondere, schon jetzt unvergesslich Brennende daran? Sicher nicht die Komplimente, die ich eher als störende Verlegenheit am Rande registrierte. Das kurze spontane Miteinander? Das nur sprichwörtliche an-der-Hand-genommen-sein? Das Entscheidende war das ImWasserSein vielleicht. Im eiskaltblauen Wasser zu sein und nicht allein. Nicht allein im kalten Wasser zu sein? Schließlich hatte ich es allein noch nicht gewagt. Ein einziger Impuls hatte mich dazu verführt in die kalten Wellen zu gehen, die mich doch seit Wochen lockten und verführen wollten. Eigentlich kann ich Wasser nie wirklich widerstehen, und sei es noch so kalt. Dieses mächtige Element am Körper zu spüren. Von diesem mächtigen Element umhüllt und getragen zu sein – und nicht allein. Die Kombination birgt etwas oder löst doch für mich etwas aus. Manchmal braucht es einfach ganz bestimmte individuelle Umstände um einen Knoten zu lösen an dem man schon lange herumrätselt. Und es entbirgt sich auch Etwas in der reinen Tatsache des bewussten Bemerkens. Es war die Geste des Eingeladenseins. Komm mit mir ins Wasser. Es gibt kein Danach. Muss es auch nicht. Es gab den Augenblick. Viel zu kurz um sich Schwimmen zu nennen. Lang genug aber um ein tiefes bewusstes und nachhaltiges Erleben zu generieren aus dem man einen ganzen Roman schreiben könnte. Das ist Menschsein. Fühlen, Erleben und den Augenblick kosten und vielleicht sogar dehnen, erinnern und irgendwie inkarnieren. Sich eins fühlen mit der Welt, dem Augenblick, dem Ozean, dem Anderen. Eins sein mit allem schwang mit. Ein pures Sein ohne Wollen, ohne Urteilen, ohne ängstliches Fragen wie lange dieser Moment noch halten wird. Er ist da. Er ist immer noch da, schwingt in mir nach. So ein winziges Erlebnis wirkt nur deshalb solange nach, weil es sonst nichts sein wollte als eben dieser Moment. Es ist ein Unterschied ob man Momente erlebt oder Dinge bewusst tut oder sich an eine Aufmerksamkeit erinnern kann und ob ein Augenblick ein wirklich wahr genommener Augenblick ist. In diesem Fall ist das eigentliche Erlebnis egal. Und ja es ist egal. Später ging ich am Strand entlang, nicht ohne eine leise Hoffnung Juan-Manuel vielleicht doch noch mal zu begegnen. Und in der Tat nach einer Weile des Vorbeistreifens an den hässlichen Hochhäusern pfiff es aus höchster Höhe zu mir herunter und Juan-Manuel bedeutete mir zu warten, nur um mich für 10 Minuten auf das Dach zu bitten um den einmaligen Blick mit Sonnenuntergang mit ihm zu teilen. Beide Meere und die ganze Manga mal im Überblick zu sehen war berauschend schön. Aber das war nicht ein solcher Moment der ein Momentum birgt. Es war einfach ein netter geteilter und durchaus schöner und wertvoller Augenblick. Aber dieser andere Moment am Meer war etwas anderes. Er war ohne Wollen, ohne Vergangenheit und Zukunft. Er war herausragend aus dem Ozean der Momente. Er war echtes gelebtes Hier und Jetzt. Aber wäre die Situation beliebig für einen solchen Moment? Nun, ich denke ja. Jeder Moment könnte solch ein bewusst wahr genommener sein. Es gibt also etwas hinter den erlebten Dingen, etwas Gemeinsames im Erleben, das nur dann in Erscheinung tritt, wenn man völlig losgelöst von seiner eigenen Erwartungshaltung, seinen Interpretationen, seinen Urteilen und Vorurteilen und seinem Wollen ist. Spontaneität und Überraschung sind bestimmt nicht schlecht um dieses Momentum zu erzeugen. Es ist auch mehr ein Wahr-haben als ein Fühlen. Mehr ein Erscheinen als ein Erzeugen. Ich habe bereits an anderer Stelle versucht zu ergründen und befunden, dass sich im Unterschied zu anderen durchaus auch bewussten Momenten hier aber ein inneres Universum eröffnet, ein Potential der Möglichkeitsentfaltung. Ein gewöhnlicher Moment läuft weiter in einer relativ ähnlichen Kontinuität, während das Momentum ganze Welten erschaffen kann. Die Welt hält an. Es wird offenbar das nicht nur Alles Eins ist, sondern dass auch alles möglich ist, oder sein kann. Es verbirgt sich freilich in Jedem Moment, wie man aber des Momentums gewahr wird weiß ich noch nicht absichtlich zu wiederholen. Es ist nicht das Schwimmen, oder der Sex oder das Schreiben. Es erscheint dahinter oder darin und es ist unfassbar größer in seinem Erscheinen und Erleben, als der eigentliche Augenblick der nur als Instrument erscheint. Letztlich habe ich hier in Spanien wieder entdeckt was ich vielleicht verlieren musste, obwohl ich es früher schon konstatierte für mich und ganz bewusst zelebrierte. Aber vielleicht mit Schmerz und Melancholie, mit Sehnsucht nach meiner Selbstliebe, die sich in den letzten 30 Jahren erst einmal an der Liebe zum Anderen versuchte und darin etwas suchte. Der Mensch will ja lernen, sich entwickeln. Jetzt erkenne ich diese Qualität des Müßigganges wieder als die Grundlage dessen was ich ja sein will, denn sowohl der Privatier, der Magier als auch der Schriftsteller brauchen und haben Zeit, vielleicht erschaffen sie sogar Zeit. In dieses Element müssen alle tauchen und aus diesem Zeit-Raum-Aufheben schöpfen alle drei ihr Sein und ihre Kreativität. 

von Maiga Werner 22 Nov., 2020
Seit langem schon versuche ich gar nicht mehr zu meditieren, da es einfach nicht mehr klappt. Aber auf der Suche nach einem Quäntchen Gefühl weiche ich immer in irgendwelche Aktionen aus, denen ich dann auch statt gebe. Mich in eine tägliche Struktur zu fügen funktioniert einfach nicht mehr. Ich funktioniere nicht mehr. Das ist ja auf dem Weg in die eigene Freiheit und Selbstermächtigung eigentlich auch begrüßenswert. Wenn ich endlich mein Urteilen los lasse. Und wenn ich loslasse, dass ich überhaupt irgendetwas Bestimmtes tun muss. Also beobachte ich endlich was sich minütlich entfaltet. Da will man doch auch hin! Oder? Wollen wir nicht ganz und gar im Hier und Jetzt sein? Wir wollen sein, einfach nur sein. Und einfach ist das gar nicht. Aber ich merke jetzt, dass mein System, mein Körper und mein Geist mich drängen, einfach nur zu sein. Mein Denken schweigt mehr und mehr. Das ist erst einmal beängstigend. Doch nein, da will ich hin, ins pure Sein. Klingt abgehoben, aber es passiert einfach, wenn ich dem keinen Widerstand mehr entgegensetze. Ich lasse mich also ein auf das was sich in jeder Sekunde aus mir und vor mir entwickelt. Gebe mich dem hin ist vielleicht schon übertrieben, aber auch darauf läuft es hinaus. Also fing ich vor zwei Wochen an zu malen. Jeden Tag mehrere Bilder, jeden Tag eine neue Technik. Mal in Öl, mal Kreiden, mal Aquarell. Alle Farben, Untergründe und sonstige Materialien finden sich plötzlich überall in meinem Wohnzimmer verstreut. Es drängt aus dem Inneren, es führt meine Hand, die malt, kratzt, pinselt, klebt, streicht und dann warte ich ab. Schaue mir die Werke an, die mir gar nicht nur gefallen. Aber sie wollen geboren werden, ich kann grad nicht anders, sie sprudeln nur so an die Oberfläche und es macht einfach Spaß zu Malen. Nach ein paar Tagen habe ich den Weltenwahn vergessen. Aus meiner Sicht füttere ich den Showdown nicht mehr. Das alte System bricht zusammen. Genau das wollte ich schon als Kind. Ich sah die Welt mit völlig anderen Augen. Fas alles was mich umgab empfand ich als undurchdacht, vorläufig, unfrei, unharmonisch, egoistisch, hässlich, zerstörend und letztlich als versklavend. Angefangen beim Kindergarten, den ich als völlig verstörendes Konzept erlebte, gefolgt von Schule uns Staat. Religionen die sich tausende von Jahren gegenseitig den Kopf abhacken, Staatsoberhäupter die Jahrtausende menschenunfreundlich agieren. Eine rigorose Medizin, die nur Bruchteile des Wesens erfasst. Landwirtschaft die lediglich ausbeutet, statt das grandiose Miteinander der Wesenheiten beobachtet und bittet zu partizipieren? Behausungen, die nur Wände mit Löchern sind. Transportmittel die Zwangsnähe generieren oder weltverpestend dahinrasen. Arbeit? Wieso müssen wir überhaupt arbeiten fragte ich mich und das dann trennen vom Hobby, von einer Freizeitgestaltung. Das war das Absurdeste was mir überall begegnete. Und dann auch noch 8 Stunden der Lebenszeit täglich für ein paar Blechmünzen oder Papierscheine hergeben. Da wollte ich auf keinen Fall mitmachen. Und was geht Ärzte das entstehende Leben in einem Menschen an, was seine Geburt? Ich wollte nicht dokumentiert werden, geimpft werden oder katalogisiert werden. Aber das ist auch jeder Baum, jeder Weg, jeder Bach in Europa und jedes Tier. Und wir dürfen als Menschen keinen Schritt alleine machen oder gar im Wald übernachten, oder uns gar einen Fisch fangen und Löwenzahnblätter dazu essen. Also für mich lebten wir immer schon in einer festgezurrten Zwangsjacke. Aus der ich aber nicht nur im Geiste ausbrach, denn das ist machbar, das zeigt mir gerade mein ganzes Sein. Und doch brauchte ich über 50 Jahre dazu es zu begreifen. Mein Geist, meine Seele, mein Inneres Selbst, wer auch immer zeigte mir zeitlebens einen Weg um die meisten der genannten Zwänge zu umgehen. Das aber sehe ich erst jetzt. Es fühlt sich an, als hätte mich eine weise Führung wunderbar gelenkt. In dem ich meine eigene Freiheit als meine höchsten Wert ansah, war das vielleicht auch gar nicht anders möglich. Aber was nun? Die Welt zerstört gerade Existenzen, die allerdings aufgebaut sind auf jenem unliebsamen System, das uns wenige Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Und wer weiß, vielleicht bricht es dann auch über mich herein, die dann ihren Besitz verliert, ihre Gärtnerei mit der sie noch gut verdient in diesen Zeiten. Lebensmittel werden gebraucht. Zumal Wildkräuter die letzte Verbindung zu unserem UrMenschsein herstellen können. Das wissen wir noch instinktiv, deshalb haben Kräuter Hochkonjunktur. Aber der Anschlag auf Homöopathie und Naturheilkunde im weitesten Sinne ist im vollen Gange, da fehlt nicht viel und die physischen Kräuter werden auch angegriffen. Also was? Was sollen wir machen? Ehrlich? Wir selbst sein als Erstes. Zusammenrotten, Vereinen und Hinsehen, wirklich hinsehen und kombinieren was da passiert. Sich die letzten Jahrzehnte chronologisch anschauen und erkennen, dass die Schlinge sich von Jahr zu Jahr zugezogen hat. Stück um Stück wurden die Freiheiten gekappt. Nach Tschernobyl wurden Bestimmungen für Lebensmittel wie in einem irren Wahn angezogen, Verordnungen erlassen, Zertifikate verlangt. Alles für die Sicherheit und Gesundheit. Damit hat man uns schnell in der Zange. Nichts ist sicher und jeder muss sterben und vergiften tut uns die Landwirtschaft sowieso mit Pestiziden. Da gibt es keine scharfen Bestimmungen. Das Gift ist überall und diffundiert auch in die Biolandwirtschaft. Kollateralschaden halt, denn Lebensmittel müssen ja sicher sein, also keine Läuse, Rost oder Mehltau, Schnecken oder Rapskäfer, Maiszünsler und was nicht alles. Dann kam der Zusammensturz der zwei Türme und schon gab es den nächsten Grund mehr Sicherheitssysteme zu installieren. Triebfeder Angst vor Terror, Tod und Krankheit. Die kleinen schleichenden Anschläge aber bemerkt keiner. Warum sollen wir Sonnencreme auf unsere Haut, in unseren Blutkreislauf schmieren? Nur um 20 Minuten länger in der Sonne sein zu können? Leichte lange Kleidung und ein Sonnenhut tun es auch. Meere werden verseucht und tonnenweise Plastikmüll produziert und Vitamin D Tabletten. Statt das natürlichste auf der Welt zu genießen: ein Sonnenbad. Mit Sonnenschutzmitteln überantworten wir unseren Körper ein weiteres Stück der Industrie, dem Staat, der Medizin. Statt einfach zu lernen wie viel Sonne der eigenen Haut gut tut. Das ist eine gute Übung auch zum Beispiel Lebensmittel zu überprüfen, statt sich alle fünf bis sieben Jahre mit Empfehlungen oder Horrormeldungen überrumpeln zu lassen. Butter ist giftig, Butter ist heilsam. Nee. Butter ist lecker oder eben nicht! Ja und man kann Tiere auch wirklich artgerecht halten. Macht aber auch fast keiner. Kühe müssen halb Baumlaub, halb Gras fressen. Tut aber kaum eine Kuh, die meisten haben Dünnschiss. Lange Rede kurzer Sinn: Es ist völlig egal welchen Lebensbereich ich mir anschaue. Ich hatte immer etwas zu meckern. Jetzt habe ich all diesen Bemerkungen den Rücken gekehrt. Ich muss mich nicht mehr mit all diesen vielen kleinen Spielsteinen beschäftigen. Mit ihnen lässt sich nichts aufbauen, jedenfalls kein Leben dass mir Spaß macht. Ich identifiziere mich nicht mehr mit dieser gesellschaftlichen Lebenswelt, dem derzeitigen Sosein. Das macht alles einfach keinen Spaß mehr. Jetzt erst recht nicht mehr. Wir gehen jetzt entweder durch ein Nadelöhr in eine freie Welt mit unerschöpflichem Ausmaß an Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten oder wir lassen uns eben vollständig einpferchen. Letzteres geschieht im gleichen Atemzuge wie Ersteres. Was erstaunlich ist. Wie Ersteres aussieht kann jeder selbst aus sich heraus erzeugen, wenn er diese Spielwelt mit ihren engen Regeln, den Scheuklappen, den eindimensionalen Meinungen und Maulkörben verlässt. Einfacher gesagt als getan. Wenn man es jetzt nicht freiwillig tut, dann wird es irgendwann eben noch schlimmer. Wenn man in die Ecke gedrängt ist wird das eigene wahre Selbst doch noch zum Vorschein kommen und ausbrechen wollen. Oder man nimmt den vom Staat zugewiesenen Platz eben an, mit Steuernummer, Chip, Impfung, Geldbetrag und so weiter. Was ist der große neue Entwurf? Es ist das Erkennen wer wir eigentlich sind. Wir sind auf einem Planeten mit wundervollen lebenswerten Regionen und unser Menschenrecht sollte sein, frei zu entscheiden wo wir leben und was wir tun und was wir essen und wie wir zusammenleben wollen. Die Natur, die Landschaften, die Lebensplätze sollen frei sein, nicht käuflich. Es ist Platz genug auf dieser Erde für alle, vor allem wenn wir alle wieder natürliche Dinge essen. Ich liebte meine Zeit in New York und mein Jahr in Washington D.C. genauso wie meine Jahre in Wuppertal oder München und ich liebe meinen Garten auf dem Lande. Jetzt würde ich gerne mit einem Pferd und meinem Hund einfach nur durch Europa streifen. Schauen was passiert. Aber das Mehrgenerationen Hanfhaus im Hunsrück ist auch ein tolles Projekt, mit Selbstversorgergarten.
von Susanne 13 Nov., 2020
Ich streife mit den Hunden durch meine alte Heimat, den Hunsrück, und krieg mich gar nicht mehr ein, wie wunderschön sich mir dieser Morgen zeigt. Der Himmel strahlt, die Sonne lacht, der Blick ist weit. Ich bleibe immer wieder stehen, atme tief – damit alle Zellen an diesem Glücksmoment teilhaben – und versuche ein paar besondere Aussichten mit der Kamera einzufangen. Dabei sind auch diese herrlichen Bilder entstanden. An diesem Morgen ist es besonders der wattezarte Nebel, der sich über das Moseltal erstreckt und mein Fotografenherz erfreut. Alle paar Meter bleibe ich wieder stehen - ich kann gar nicht genug davon bekommen. Und dann erinnere ich mich an meine zwei Jahre in Traben-Trarbach, das von hieraus gesehen gerade mal 11 km entfernt liegt. Wie sehr ich darunter gelitten habe, dass im Herbst und Winter der Nebel oft wochenlang im Moseltal festhing. Wie mir die nasskalte Luft jeden Gang vor die Tür verleidete und das ewig dustere Zwielicht meinen Geist ebenso benebelte. Nää, nisch schön! Ich denke also, wie geht es den Menschen gerade da unten im nebeligen Tal. Einen Steinwurf entfernt von der schönen Herbstzeit, der klaren Luft, dem weiten Blick, der Magie der Natur und meiner schwärmerischen Lebensfreude. Wie empfinden sie diesen gleichen Herbsttag, klamm, düster und Schwaden behangen. Wieviel Freude über das heutige Wetter kann ich mit Ihnen teilen. Aber auch – wieviel Mitgefühl oder Verständnis bringe ich für ihr gegensätzliches Erleben dieses gleichen Tages auf. Ein Wetter – zwei Wahrheiten. Ich möchte diese Gedanken gerne als Analogie im Herzen behalten. Mich immer wieder mal daran erinnern, dass vermeintlich Gleiches nie gleich erlebt wird. Dass jeder von uns im Besitz seiner eigenen Wahrheit ist und ein Recht darauf hat. Dass jeder für sich, gute Gründe und die Wahl hat, die Welt so wahrzunehmen, wie er es tut. Ein gewünschter Konsens – in unseren Beziehungen, Familien, im Arbeitsumfeld oder auch in der Politik – liegt vielleicht viel weniger in einer erzwungen Gemeinschaftsbetrachtung der Welt, sondern in der Akzeptanz jeder persönlichen Wahrheit. Und nach der Akzeptanz kommt vielleicht die Neugier. Und nach der Neugier kommt vielleicht die Empathie. Und nach der Empathie … Weltfrieden! 😊 Na gut, an dieser Stelle geht die Herbstsonne gerade mit mir durch. Ich laufe also weiter durch meinen sonnigen Herbsttag … und überlege doch tatsächlich, gleich mal runter ins Tal zu fahren, um zu sehen, ob ich dem Nebel aus der Talperspektive nicht doch etwas abgewinnen. Nur so aus Neugier.
Swak
von Maiga Werner 13 Nov., 2020
An einem wunderschönen Nachmittag, Anfang November, gingen Thilo, Robbie und ich im Dhrontal spazieren. Wir wollten vor allem für den Gegenzauber ein paar schöne Portraitfotos machen und unterhielten uns natürlich über Gott und die Welt und wie sie gerade auf dem Kopf steht. Thilo, der Erfinder der Swak , ist ein alter Schulfreund von mir, Maiga. Während wir so durch den lichterfüllten Herbstwald schlenderten fiel uns auf, dass wir diese ver-rückte Zeit eigentlich herbei-gesehnt hatten. Jeder für sich hatte in den vielen letzten Jahrzehnten den Gang der Welt beobachtet und sich zu jedem Thema wenigstens die eigenen Gedanken gemacht. An den meisten großen Themen üben wir seit jeher Kritik, fühlen uns beengt in unserem Menschsein. Jede kritische Betrachtung aber verführte uns dazu die eigene Situation zu erneuern, sich anzupassen an die eigenen Werte und Bedürfnisse, die immer auch im Hinblick auf die Welt wirkten. Eine EU Verordnung zum Beispiel besagt, dass wir Menschen in Europa keine wilden Pflanzen, sprich essbare Kräuter, entnehmen dürfen. Ich als Landwirt aber darf den Menschen die wilden Kräuter wenigstens verkaufen. Zwar war nicht die EU Verordnung mein Motor, wohl aber meine Grundwerte wie Freiheit und Selbstbestimmung. Diese brachten mich über viele Jahre dahin, wo ich jetzt bin. Immer im Spiel und Gegenspiel mit dem Erleben des Außen und Wirken in meinem Inneren. Thilo wird sicher seine eigene Geschichte erzählen. Aber auch bei ihm lebt der innere Ausdruck im Tanz mit der Welt. Natürlich spielten wir dann auch mit der Swak, deren Zahnputzelement aus einem natürlich Holz, nämlich dem Miswakholz besteht. Da Robbie ein bisschen langweilig mit uns Labertüten wurde, holte sie sich selbst ein Holz und führte uns vor wie natürliche Zahnpflege geht....
von Jan-Anton 01 Nov., 2020
Einleitung zu einem Buchprojekt Gerade in Deutschland, diesem romantischen Gefilde voller Innovation von der Elbe bis zum Eib-See, da bleiben oft Liebe und Gefühle auf der Strecke. Bitte sehen Sie es uns als Autoren nach, dass wir auch das eine oder andere seltene Wort benutzen. Denn wo jeden Tag über den Niedergang der Bildung gesprochen wird, sollte man / frau doch voranschreiten das besondere der Deutschen Sprache zu pflegen. Sie werden also den Anspruch auf Bildung zwischen den Zeilen immer wieder entdecken. Bildung sollte ja nicht nur etwas für Absolventen von modernen Privat-Schulen und Privat-Universitäten sein. Im Gegenteil. Bildung ist Volksgut. Wir sind davon überzeugt, dass mehr Kenntnis der Deutschen Sprache und der Deutschen Kultur viele Pluspunkte ausmachen in Sachen Partner-Findung und Job-Findung. Und das tat uns beiden Autoren so lange Zeit wirklich im Herzen weh. Da konnten wir einfach nicht anders als dieses Buch zu schreiben. Vor einigen Jahren wäre dieses Buch ganz anders geworden, vor dem Millenium. Damals war es noch nicht selbstverständlich von einem Büro-Zimmer ins nächste sich per E-Mail auszutauschen. Damals sprach man noch unter Kollegen per Telefon. Heute im Jahre 2020 wird es immer normaler, das man ohne An- und Abrede einfach schreibt, was man will und einfordert. Lieblos oft und auf den Punkt gebracht, aber irgendwie fehlt da was… Aber gerade die Kraft der Kommunikation ist es, die das menschliche Zusammenleben ausmacht. Euro-Bonds und Staatsanleihen können keine emotionale Beziehung zwischen zwei Menschen (1/2) ersetzen. Auch wohl nicht das Fraunhofer-Institut mit seiner künstlichen Intelligenz… Oder möchtest Du Frau es Dir vorstellen, wenn Du morgens aufwachst. In Deinem anheimelnden Bett. Halb schlaftrunken noch. Dass sich der Laptop in Bewegung setzt und schön enthaarten Deine Beine hochwandert. Und sich an Deiner erogensten Zone breitmacht. Auf deutsch gesagt: „Es Dir besorgt. Mit aller Perfektion seiner mitgelieferten künstlichen Emotionalität!“ mit seiner virtuellen Gefühlswelt. Wie ein Tamagotschi muss er mit seinem Programm gefüttert werden. Und liefert dann frei Haus das, wonach Du Dich so sehr sehnst: Gefühle, Lust und Leidenschaft. Bedingungslos. Einfach nehmen ohne geben zu müssen. Wie schön es doch ist, dass wir die Intelligenz messen können. Auch in Parametern und Bytes…
von Maiga 31 Okt., 2020
Wir schreiben das Jahr 2020, Ende Oktober
von Maiga 31 Okt., 2020
... aus meiner Schreibklause in Spanien...
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